Bei Gendersonderzeichen (Bäcker*innen, Bäcker_innen, Bäcker:innen etc.) ist es so, dass es schlicht Menschen gibt, die lange Texte in der Form nicht lesen können, also von den Inhalten von Romanen, Fachbüchern, Zeitungen, Amtsbriefen, städtischen und staatlichen Websites etc. ausgeschlossen werden.
Dazu gehören Blinde, deren Screenreader das nicht umsetzen können, und einige Autisten, deren Gehirne das nicht (gut) umsetzen können. Behinderte also.
Für mich als Autist z. B. sind Gendersonderzeichen metaphorisch ungefähr so:
Stell dir einen wohlformulierten Brief vor, den du problemlos lesen könntest. Aber bei jedem dritten Wort klopft dir jemand auf die Schulter und hält dir eine Sirene direkt ans Ohr.
Währenddessen blinkt jemand mit einer Taschenlampe immer von hinten durchs Papier.
Die inzwischen über 10 Jahre gültige UN-BRK sieht Inklusion vor.
Texte mit Gendersonderzeichen exkludieren nun aber einige Behinderte. Sicherlich auch Menschen, die eine Leseschwäche haben z. B.
Daher ist es einfach notwendig, eine Form zu finden, die niemanden von den Inhalten von Texten ausschließt!
Es geht also bei meiner Argumentation nicht darum, gendergerechte Sprache komplett zu verdammen, es geht viel mehr darum, etwas zu finden, das niemanden von den Inhalten ausschließt.
Denn Befürworter gendergerechter Sprache schreiben sich oft Inklusivität auf die Fahne.
Dann werdet inklusiv!
Solange ihr so schreibt, dass einige Behinderte die Texte schlicht nicht lesen können, also keinen Zugang zu den Inhalten mehr bekommen, ist es nicht inklusiv, sondern behindertenfeindlich!
Manche Menschen geben sich Mühe, Gendersonderzeichen zu vermeiden und möglichst „neutral“ zu schreiben.
Doch was bedeutet das?
Substantivierte Partizipien sind da oft die getroffene Wahl. Doch:
Die „neutralen Formen“ in Form von substantivierten Partizipien (Wörter auf -ende, wie Backende, Studierende etc.) sind nicht neutraler als die Grundform des eigentlichen Substantivs, aber verändern oft die Wortbedeutung.
Ein Bäcker ist ein Mensch mit dem Beruf Bäcker, auch wenn er gerade schläft und nicht backt. Ein Backender ist ein Mensch, der gerade jetzt etwas backt, aber nicht zwingend den Beruf Bäcker hat.
Ein Student ist jemand, der an einer Uni eingeschrieben ist, egal ob er gerade jetzt akut studiert oder feiert. Ein Studierender ist jemand, der gerade jetzt etwas studiert, z. B. den Vogelflug, während er auf einer Wiese liegt, aber er muss nicht zwingend auch Student an einer Universität sein.
Dann kann ich den Text also zwar lesen, verstehe aber inhaltlich etwas anderes, als der Schreiber meint, der die Wörter fälschlich als Synonyme verwendet.
Bäcker, Autist, Philisoph, Gastronom, Student SIND bereits neutrale Wörter.
Was uns fehlt, sind Endungen! Wir haben bislang nur eine weibliche Endung (-in), weshalb die neutralen Endungen -er, -ist, -oph, -nom, -ent dauernd fälschlich für männlich gehalten werden. Dabei wird immer mit -er argumentiert, weil „er“ ja auch ein männliches Fürwort ist. Hier wird also fälschlich von synonymer Verwendung zweier Buchstaben ausgegangen. Dabei ist -er nicht mal die einzige Endung neutraler Grundstämme von Substantiven, wie man sieht (-ist, -oph, -nom, -ent), und sogar die eindeutig weibliche Schwester endet auf -er.
Wäre -er eine männliche Endung, wäre das neutrale Wort Bäck, nicht Bäcker. Und das weibliche wäre dann Bäckin, nicht Bäckerin.
Geben wir den Männern doch endlich ihre eigene Endung, damit niemand mehr so tun muss, als wäre die neutrale Grundform der Substantive männlich!
Ergo:
Bäcker – neutral
Bäckerin – weiblich
Bäckeron – männlich
Bäckerix – andere Geschlechter
Fertig.
Und wenn es sein muss, kann man noch den Artikel vor der neutralen Form auf „das“ ändern, wenn die Menschheit nicht mehr versteht, dass Genus und Sexus nicht identisch sind und wie unsere drei grammatikalischen „Geschlechter“ enstanden sind.
[Edit 18.08.2022]
Hier ist ein ähnlicher Vorschlag wie meiner zu finden: GENDERN ÄNDERN.
Die Erklärung dort ist noch eine gute Ergänzung.
[/Edit]
Geschlechter schrieb ich hier in „“, obwohl sie ja korrekt so heißen, aber um zu verdeutlichen, dass die grammatikalischen Geschlechter (Genus) eben nichts mit dem sexuellen Geschlecht des Menschen etc. zu tun haben (Sexus).
Das ist ein Teekesselchen. Und es gibt noch eine dritte Bedeutung von „Geschlechter“ in „Adelsgeschlecht“. Auch in H. G. Wells‘ Zeitmaschine ist von zwei Menschheitsgeschlechtern die Rede, den Eloi und den Morlocks.
Man sollte in seiner eigenen Sprache solche Wörter, die gleich lauten, aber mehrere Bedeutungen haben, schon kennen.
Sonst setzt man dem König eine Baumkrone auf und isst zu Mittag mit der Heugabel.
[Zusatz 07.09.2022]
Bitte kommt darüber jetzt nicht auf Idee, Autisten „Menschen mit Autismus“ oder sowas zu nennen.
Solcherlei Person First Language wird von den meisten Autisten gut begründet abgelehnt. Sie ist herabwürdigend.
Ein paar Infos dazu habe ich hier zusammengestellt:
Infos zu Person First vs. Identity First Language
[/Zusatz 07.09.2022]
[Zusatz 20.01.2023]
Nennt mich bitte nicht „Autisty“.
Auch dann nicht, wenn ihr „Entgendern nach Phettberg“ nicht für Satire haltet.
In meinen Ohren ist das eine verniedlichende Abwertung!
[/Zusatz 20.01.2023]
Da gäbe es eine ganz einfache Lösung. Laut den Gender-[Wortteil entfernt vom Bloginhaber] steht das Sonderzeichen im Hauptwort ja sowieso für alle, die zwar gemeint – aber nicht extra angeführt werden. Na prima. Wozu in aller Welt brauchen wir dann aber auch noch das „innen“ hinten dran. Das ist dann ja doppelt gemoppelt.
Es wäre also vollkommen ausreichend, „Bäcker_“, „Studenten_“, „Philosophen_“, „Authisten_“, … zu schreiben. Dann bleiben unsere Texte kurz und leserlich und wir demonstrieren damit, dass wir auch wirklich alle meinen.
Inhaltlich korrekt.
Nur wäre das dann immer noch nicht barrierefrei für mich.
Ergo:
Vollkommen sinnlos.
(Autisten schreibt man übrigens ohne h.
Ich habe einen abwertenden Wortteil entfernt. Sowas möchte ich hier in meinem Blog nicht haben!)